
Ein großer Familientrip in den Norden, einmal richtig raus, länger als der übliche Sommerurlaub.
Im Herbst 2020 brachen wir mit unserem Dachzelt zu einer fünfwöchigen Skandinavientour auf. Mit der Fähre nach Südschweden, die Ostseeküste rauf über Stockholm bis zum Ende der Ostsee in Töre, danach durch schwedisch Lappland bis Abisko, über die norwegische Grenze auf die Lofoten, durch Norwegen zurück bis Oslo und mit der Fähre nach Hause. Das war der Plan.
Die Fähre nach Schweden war in diesem Coronaherbst voll von Cargo statt wie sonst in normalen Sommern voll mit Campern. Neben uns waren nur drei andere PKWs an Bord. Wir fühlten uns gut gerüstet mit Wintervorzelt, Generator und Heizwürfel im Gepäck. Wir freuten uns auf Ruhe, Einsamkeit, Natur und Zeit für uns als Familie.
In Schweden angekommen wartete auf uns warmes Spätsommerwetter – Zeit zum Ankommen, Sandburgen bauen und Sachen durchsortieren. Wir waren tatsächlich unterwegs!

Auf dem Weg in den Norden wurde es herbstlicher. Nahe Mariannelund lag Nebel über dem Åsjön. In der glatten Oberfläche spiegelten sich die Bäume. Die Sonne brach durch. Tau glitzerte.


Wir schlenderten fast alleine durch „Bullerbü“. Hielten in Lönneberga und Vimmerby. Die Kinder ließen sich von Astrid Lindgrens Geschichten verzaubern.



Weiter ging es nach Stockholm, ein wenig Sight Seeing in der Gamla Stad. Uns zog es schnell weiter Richtung Norden in die Natur. Im Naturreservat Iggelbo spazierten wir durch Urwald voller Moos und Pilze. Mein Mann baute den Kindern Pfeil und Bogen. Es war toll zu sehen, wie die Kinder diese intensive Familienzeit genossen.



Weiter die Küste rauf bei Sundsvall lag Nebel über der Ostsee. Wir bauten zum ersten Mal unser Wintervorzelt auf. Morgens wehte ein kalter Wind über die Ostsee – wir freuten uns sehr über unseren warmen, kleinen Rückzugsraum.

Irgendwann waren wir tatsächlich am nördlichen Ende der Ostsee angekommen. Wir verließen die Ostsee landeinwärts und fuhren in die Einsamkeit schwedisch Lapplands. Die Kinder genossen es, Holz für Lagerfeuer zu sammeln, um Marshmallows zu braten.

Irgendwo im Nirgendwo kreuzten wir den Polarkreis. Wir sahen Rentiere neben der Straße, besuchten ein Sami-Dorf, wo die Kinder sogar Rentiere streicheln durften. Zwerg Nr. 1 fing dort mit dem Lasso Rentierattrappen während Zwerg Nr. 2 sich in einer kleinen Ziegenhütte versteckte. Es regnete. Das Thermometer zeigte lediglich 4˚ C. Da muss man Dachzelturlaub wirklich lieben. Wir waren aber gut eingepackt und unsere Kids sind es gewohnt, bei jedem Wetter draußen zu spielen. Dennoch drückten wir uns die Daumen, dass die Einreise nach Norwegen klappen und wir es auf den Lofoten dank Golfstrom etwas wärmer haben würden. Zum Abschied von Schweden hielten wir in Abisko. Wanderten zu einem Wasserfall, sahen Huskys und staunten über den grandiosen Ausblick.




Am nächsten Tag fuhren wir zur norwegischen Grenze. Gefühlt waren wir das erste Auto seit einer Ewigkeit, dass passieren wollte. Wir hatten Glück – die Einreise von Nordschweden nach Norwegen war gerade noch möglich und wir erfüllten alle Bedingungen. Wenige Tage nach uns wurde auch hier die Grenze komplett dicht gemacht. Dank Nebensaison und den starken Einreisebeschränkungen hatten wir somit nicht nur die Lofoten in Norwegen fast für uns alleine. Traumhaft!
Wir hatten es tatsächlich geschafft! Wir waren in Norwegen! Und es war tatsächlich 8˚ C wärmer als zuletzt in Schweden. Wir gönnten uns dennoch für 12 Tage ein Ferienhaus, um in Ruhe Wäsche zu waschen und etwas aufzutauen 😉 Außerdem konnten die Kinder dann etwas freier spielen. Auf der Fahrt dorthin sahen wir Seeadler und Zwerg Nr. 2 war begeistert von den ganzen Tunneln. Von dieser temporären Homebase aus erkundeten wir in Tagesausflügen die Lofoten.




Zwerg Nr. 1 ist mittlerweile ein tapferer Wanderer und schaffte es die 2,5 km hinauf (und wieder hinunter) zu einem stillen Bergsee. Ganz für uns alleine wanderten wir an einem gluckernden, sich schlängelnden Bauchlauf bergauf. Auf dem letzten Stück wurde dieser immer wieder von kleinen Wasserfällen unterbrochen. Oben dann am Ende des Tals der stille See – wunderschön!

Auf einer Walsafari lernten wir erst viel über die größten Säugetiere der Erde bevor wir in See stachen. Zuerst begegneten wir nur Schweinswalen. Dann hatten wir Glück und wir konnten insgesamt vier Mal einen Pottwal beim Luftholen und Abtauchen beobachten. Was für ein Erlebnis! Und wieder einmal mehr ein Beispiel dafür, was alles mit Kindern geht.


Wir entdeckten wunderschöne Sandstrände, machten einen Ausflug ins kleine Fischerdorf Henningsvær, wo viele Trocknungsgestellte für Stockfisch auf den Klippen standen, aber was ansonsten herrlich ausgestorben war. Dem großen Besucherparkplatz nach zu schließen ist das meist ganz anders und wir waren sehr dankbar, dass wir so einen exklusiven Eindruck erhalten durften.





In Kabelvåg besuchten wir das Lofotakvariet, welches uns die Unterwasserwelt des Archipels erkunden ließ. Auch hier waren wir die einzigen Besucher.

Bei einer Rundfahrt über den nördlichen Bereich von Austvågøya entdeckten wir zufällig nicht nur einen extravaganten Unterstand für Fahrradtouristen, sondern auch Rolfs (Selbstbedienungs-) Bar in einer alten, urigen, super-gemütlichen Hütte. Mein Mann schnappte sich die Gitarre und dichtete unseren Zwergen spontan ein kleines Lied. Gänsehautmoment! Unvergessliches Familienerlebnis! Genau dafür haben wir zusammen diese Reise gemacht!



Am Leuchtturm von Lankvika bewunderten wir die Brandung und ließen uns ordentlich durchpusten. Wir machten einen Ausflug zu den Wikingern in Borge und staunten über deren großes Langhaus. Der Herbst schritt voran. Die Tage wurden kürzer und der erste Schnee fiel oben in den Bergen. Der Blick aus unserem Ferienhaus war herrlich! Wir sahen einen Hauch von Nordlichtern und zwei Sternschnuppen.


Wir verließen die wohlige Wärme unseres gemütlichen Ferienhauses und machten uns mit unserem Dachzelt auf Richtung Südostspitze der Lofoten. Wir sahen noch mehr Trockengestelle für Stockfisch, Schafe und wilde Küste. In Ballstad verbrachten wir die Nacht direkt am Hafen. Am nächsten Morgen waren die Pfützen gefroren. Es wurde kalt. Wir ließen uns treiben. In Storsandnes und Mryland besuchten wir die Sandstrände. Schon die Schotterpistenzufahrt war abenteuerlich und sehenswert.



Wir machten einen Sparziergang durch das schöne Fischerdorf Nusfjord. Im Sommer ohne Covid ist es hier bestimmt viel zu touristisch, aber wir waren fast die einzigen Besucher und genossen die ruhige Idylle.


Irgendwann kamen wir in Å an. Wir hatten es tatsächlich bis zur äußersten Spitze der Lofoten geschafft – dem Endziel unserer Reise! 3.100 km bis hierher – Wahnsinn! Die Kinder haben dieses Abenteuer super mitgemacht und genossen! In Ramberg verbrachten wir eine Nacht direkt neben dem weißen Sandstrand und mit Meeresrauschen im Ohr. Die Kinder freuten sich, am Strand spielen zu können, aber bei 2˚ C wurden trotz Schneeanzügen und Co. die Finger irgendwann kalt. Zeit langsam Richtung Süden und nach Hause zu fahren.



Auf dem Rückweg entschieden wir uns spontan, den Ofotfjorden abzukürzen und nahmen die Fähre von Lødingen nach Bognes und wurden zum Abschied mit einem grandiosen Blick belohnt.

Am Festland wehte ein kalter Wind, Schneeflocken tanzten durch die Luft. Wir überquerten den Saltfjellet. Eine riesige Rentierherde graste neben der Straße. Abertausende Eiszapfen bildeten glitzernde Vorhänge an den Felswänden. Die Wasserfälle waren teilweise gefroren. Als wir den Polarkreis queren zeigte das Thermometer -4,5˚.


Die meisten Campingplätze waren geschlossen. So campten wir wild etwas oberhalb von Sørfjorden unter klarem Sternenhimmel. Morgens die Überraschung – unser Dachzelt lag unter einer Schicht Neuschnee. Wir warfen den Generator an und freuten uns über ein erwärmtes Zelt zum Umziehen und Frühstücken. Die Kinder freuten sich über die erste Schneeballschlacht. Auf der E6 ging es Richtung Süden durch ein Winter-Wonder-Land.

Weiter im Süden wurde es wärmer, aber dafür regnete es in Strömen, ob das besser ist als kalt und Schnee?! In Trondheim war es zum Glück trocken, sodass wir einen schönen Stadtbummel machen konnten. In Berkåk wurden wir zum nahenden Abschluss unserer Reise mit wunderbaren, lang anhaltenden Nordlichtern belohnt!


Am Ufer des Finnstadsjøen gab es zum Abschluss nochmal Lachs und geröstetes Brot vom Lagerfeuer und zum Nachtisch natürlich Marshmellows. Guter Abschied! Die Kinder waren total zufrieden und ruhten in sich! Ihre Augen glänzten – das hat sich gelohnt!


Weiter ging es durch tiefe, norwegische Wälder nach Oslo. Dort gönnten wir uns einen luxuriösen Abschied unserer Reise und checkten auf einem Kreuzfahrtschiff ein. Mit uns drei deutsche Autos, ein Motorrad sowie einige LKW, ansonsten war das Schiff voll mit norwegischen Touristen auf Minikreuzfahrt. Unsere Kabine kam uns im Vergleich zu unserem Dachzelt wie ein Tanzpalast vor und auch sonst gab es allerlei Annehmlichkeiten sowie ein reichhaltiges Frühstücksbuffet. So gingen wir gut erholt in Kiel von Bord. Bald darauf waren wir wieder zu Hause. Wahnsinn! Everlasting memory! Danke, dass wir das gemeinsam erleben durften!